In Frankreich ist Boule spielen so etwas wie ein Nationalsport. Auch in Deutschland haben immer mehr Menschen dieses Hobby für sich entdeckt und schieben in ihrer Freizeit im wahrsten Sinne des Wortes eine ruhige Kugel. Boule Lyonnaise, wie das Präzisionsspiel mit den Kugeln aus Stahl vollständig heißt, ist in Deutschland auch als Boccia bekannt. Bundeskanzler Konrad Adenauer war ein leidenschaftlicher Boccia-Spieler, der jede freie Minute nutzte, um sich beim Boule spielen zu entspannen.
Ein Spiel mit langer Geschichte
Erfunden wurde Boule bereits im 5. Jahrhundert vor Christus, und zwar als Therapie auf Empfehlung griechischer Ärzte. Sogar der berühmte Hippokrates empfahl seinen Patienten das Spiel mit den Steinkugeln zur Entspannung. Im zweiten Jahrhundert nach Christus wurde mit Kugeln nach Ziegelsteinen geworfen und der Sieger wurde vom Verlierer auf Schultern ins Ziel getragen. Im Mittelalter hatte Boule spielen in Frankreich jedoch einen eher schlechten Ruf. 1319 verbot König Philipp V. das Spiel, im 14. Jahrhundert verbot es die Kirche und 1629 war sogar das Parlament dagegen.
Im Jahre 1900 wurde Boule spielen dann wieder salonfähig, allerdings nur, weil Paris Gastgeber der Weltausstellung war. Das damalige olympische Komitee sprach Boule jedoch die Anerkennung ab und bis heute ist Boule keine olympische Sportart.
Die unterschiedlichen Arten
„Cochonnet“ – Schweinchen – so nennen die Franzosen die Zielkugel beim Boule. Diese Kugel ist immer im Spiel, auch wenn es viele unterschiedliche Varianten beim Boule gibt. Die bekannteste Form ist „Boule Lyonnaise“ mit einer Spielkugel aus Stahl und einer Zielkugel aus Holz. „Boule bretonne“ hat Spielkugeln aus Holz oder Kunststoff und eine Zielkugel aus Messing. Bei „Boule-en-Bois“ wird nur mit Holzkugeln gespielt und beim „Boule-de-Fort“ ist die Spielkugel zwar aus Holz, hat aber eine Ummantelung aus Stahl, während die Zielkugel aus Kunststoff ist.
Beim „Boule-des-Berges“ ist die Spielkugel aus einem beliebigen Metall, während die Zielkugel aus Stahl sein muss. Alle Boule-Arten sind in Frankreich sehr populär. In der Bretagne, in Paris, in der Normandie und an der Côte d’Azur – überall findet man schattige Plätze unter Bäumen, wo Boule gespielt wird.
Einfache Regeln
Boule spielen ist relativ einfach, denn es sind weder eine komplizierte Anleitung noch große Erklärungen nötig. Gespielt wird entweder auf Schotter, auf Gras oder auf einem extra angelegten Boule-Platz. Zu Beginn des Spiels wird die Zielkugel geworfen, das sogenannte Schweinchen. Anschließend probieren alle Mitspieler durch das Werfen ihrer Kugeln so nah wie möglich an die Zielkugel heranzukommen. Dabei ist es erlaubt, die Kugel des Gegners aus dem Weg zu räumen, sie einfach wegzukegeln. Wenn alle Mitspieler ihre Kugeln geworfen haben, gewinnt immer derjenige, dessen Kugel am nächsten an der Zielkugel ist.
In Frankreich wird aber auch nach Punkten je Kugel gespielt. So erhält der Spieler, dessen Kugel am nächsten an der Zielkugel liegt, drei Punkte, die zweite Kugel bekommt zwei Punkte und die Dritte wird mit einem Punkt bewertet. Die sehr einfache Spielweise beim Boule-Werfen ist einer der Vorteile bei diesem traditionellen Spiel. Niemand muss das Spiel erst mühsam lernen, jeder kann mitspielen und sein Glück versuchen.
Boule spielen mit der richtigen Wurftechnik
Beim Boule spielen kommt es immer auf die richtige Wurftechnik an, außerdem sollten die Spieler noch ein gutes Auge haben, um einzuschätzen, wie nah sie der Zielkugel kommen können. Die Spielkugeln beim Boule werden mit einem sogenannten schwingenden Arm geworfen. Der Spieler geht dabei nur leicht in die Knie und lässt seinen Arm mit der Boule-Kugel entspannt vor und wieder zurückschwenken. Hat die Hand mit der Kugel den tiefsten Schwingpunkt überschritten und ist wieder auf dem Weg nach vorn, dann ist der perfekte Zeitpunkt gekommen, die Kugel loszulassen.
Nach einer nur kurzen Flugphase landet die Spielkugel dann auf dem Boden und läuft mit Glück und viel Geschick so nah wie möglich an die Zielkugel. Boule spielen ist keinesfalls eine Frage des Alters, sondern ein Hobby, dem jeder nachgehen kann. Da körperliche Anstrengung kaum erforderlich ist, kann Boule sogar noch im hohen Alter gespielt werden.
Welche Kugeln sind zu empfehlen?
Wem das Hobby Boule Spaß macht, der sollte auch in die richtigen Kugeln investieren. Gespielt wird immer mit einem Kugel-Set, das aus qualitativ hochwertigen Kugeln bestehen sollte. Mit guten Kugeln kann ein ganzes Leben lang gespielt werden, selbst wenn dieses Set teuer ist. In vielen Sets ist zudem ein sogenannter Kugelheber enthalten. Diese Kugelheber sind Magnete, die an einer Schnur hängen und dazu dienen, die Spielkugeln wieder aufzuheben. Besonders für diejenigen, die gerne und viel Boule spielen, ist ein solcher Kugelheber sehr praktisch, da der Spieler sich zum Aufheben der Kugeln nicht mehr bücken muss.
Überall spielen
Einen Boule-Platz gibt es praktisch überall und es kann entweder zu zweit, zu viert oder zu sechst gespielt werden. Grundsätzlich gilt, dass immer zwei Mannschaften gebildet werden. Boule kann natürlich auch allein gespielt werden, meist aber nur aus Trainingszwecken. Für einen Boule-Platz wird zunächst ein Kreis von 50 Zentimetern Durchmesser ausgemessen und dann markiert. Dies ist der Wurfkreis, von dem aus die Spieler die Kugeln werfen. Dann wird ausgelost, welche Mannschaft beginnt. Ein Spieler dieser Mannschaft wirft zuerst die Zielkugel sechs bis zehn Meter vom Wurfkreis aus.
Jetzt wirft der Spieler, der beginnt, seine erste Kugel. Das Ziel dabei ist, mit der Kugel so nah wie möglich an die Zielkugel heranzukommen. Dabei ist zu beachten, dass beide Füße des Spielers im Wurfkreis sind, und zwar immer so lange, bis seine Kugel wieder Bodenkontakt hat. Wenn Spieler beider Mannschaft ihre Kugeln geworfen haben, darf die Mannschaft weitermachen, deren Kugeln der Zielkugel am nächsten gekommen sind.
Video: Boule für Anfänger
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Fazit zum Hobby Boule spielen
Nachdem beide Mannschaften alle ihre Kugeln geworfen haben, wird ausgezählt, wer der Sieger der Partie ist. Gespielt werden immer so viele Durchgänge, bis eine Mannschaft 13 Punkte sammeln konnte. Wie viele Durchgänge es genau sind, ist immer unterschiedlich. Boule macht am Anfang einen eher behäbigen Eindruck und es sieht so aus, als würden die Spieler ihre Kugeln in Zeitlupe werfen. Aber so etwas täuscht, denn Boule ist ein Spiel, das Konzentration und Geschick verlangt, trotzdem können sich die Spieler dabei entspannen. In Frankreich und Spanien wird traditionell Boule in Parks und neben Marktplätzen gespielt. Die Spieler treffen sich, um zu spielen, zu plaudern und um ihr Geschick mit der Kugel zu beweisen.
Bild: @ depositphotos.com / PhotoArtDesign
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