Lange Zeit galt das Hobby Puzzeln als der Zeitvertreib für alle langweiligen Menschen. Dabei ist das Zusammensetzen eines Puzzles eine Art Meditation und Konzentrationsübung, die zudem die Möglichkeit bietet, den Alltag zu vergessen. Corona hat dem Hobby Puzzeln zu einer Renaissance verholfen. Die Zahlen der großen Hersteller bestätigen das, wie etwa die Firma Ravensburger, die im Coronajahr 2020 weltweit mehr als 28 Millionen Puzzles verkauft hat. Warum ist dieses Hobby so faszinierend, obwohl es so viel Geduld erfordert?
Ein stilles Hobby
Viele Menschen, die das Hobby Puzzeln für sich entdeckt haben, suchen sich zunächst Motive aus, die ihnen persönlich gut gefallen. Der Schwierigkeitsgrad spielt erst später eine Rolle. 500 Teile sollten es für den Anfang sein, die zusammengelegt werden müssen. Je nachdem, um welches Motiv es sich handelt, können schon diese 500 Teile eine echte Herausforderung sein. Wer sich an die Totenmaske des legendären ägyptischen Pharaos Tutanchamun wagt, ist schon mutiger: Je nach Einfall des Lichts schimmert die Maske mal in Gold und mal in Blau. 1000 Teile schwarzer Gewitterhimmel mit grau-schwarzem, aufgepeitschtem Meer ist dann schon etwas für Könner. Hier sind starke Nerven und noch mehr Geduld gefragt.
Puzzeln ist ein stilles Hobby, es braucht nicht allzu viel Platz. Diejenigen, die Big Ben oder den Eiffelturm zusammenlegen, brauchen neben Ruhe vor allem Geduld. Puzzler sind keine verschrobenen Stubenhocker mehr, sondern vielmehr Denker, die das große Ganze im Auge haben und nicht nur die 2000 kleinen Teile, aus denen es zusammengesetzt ist.
Viel Fleiß und noch mehr Geduld
Nicht immer ist das Hobby Puzzeln ein wirklich stilles Hobby. So mancher, der schon Stunden über einer kniffligen Aufgabe mit 1000 Teilen sitzt, verwünscht das Puzzle lautstark oder ist nahe daran, die Teile mit der Schere passend zu machen. Puzzeln ist das Lieblingsspiel der Psychologen, weil das Spiel die Konzentration in die richtigen Bahnen lenkt, die Kreativität fördert, einen meditativen Effekt hat und zudem das Kurzzeitgedächtnis schult. Wer puzzelt, ist nicht bestimmt nicht detailversessen, er trainiert aber seine Geduld mit vielen kleinen Details, nämlich den Teilen, die zu einem Puzzle gehören.
Puzzles kamen in den 1950er Jahren zum ersten Mal in Mode und wurden schnell zum Lieblingsspiel für Senioren. Die Oma hat viel Zeit, also schenkte man ihr zu Weihnachten oder zum Geburtstag ein Puzzle mit herrlichen Landschaftsaufnahmen. Wer heute ein Seniorenheim besucht, wird auf vielen Tischen noch sehr viele Puzzles finden. Erfunden wurde das Spiel, das viel Geduld und Fleiß erfordert, jedoch schon viel früher.
Ein Teil des Erdkundeunterrichts
Erfunden hat das Puzzle kein Spielwarenhersteller, sondern ein Kupferstecher, sein Name war John Spilsbury. Im Januar des Jahres 1766 klebte er eine Landkarte des britischen Königreichs, das damals nur aus Wales und England bestand, auf eine Holzplatte. Diese Platte zersägte er dann genau an den Grenzlinien der einzelnen Grafschaften. Dieses Puzzle bot Spilsbury anschließend als ein „Lehrmittel zur Erleichterung des Erdkundeunterrichts“ an.
Es sollten aber noch 100 Jahre dauern, bis das Legespiel wieder aus der Versenkung auftauchte, und zwar in einer neuen Qualität. Nicht mehr allein die Konturen eines Motivs waren die wichtigsten Elemente, denn das Spiel wurde scheinbar zufällig in individuelle Ausbuchtungen und einzelne Teile aufgeteilt. So entstand das Hobby Puzzeln, wie es bis heute bekannt ist.
Eine mühsame Arbeit
Ein Puzzle zusammenzusetzen, erfordert viel Geduld, auch es herzustellen, war lange Zeit eine echte Fleiß- und Geduldsarbeit. Um die einzelnen Teile auszuschneiden, brauchte es eine ruhige Hand und die hatten vor allem Frauen, zumindest beim amerikanischen Spielehersteller Parker. Das Unternehmen Parker Brothers wurde 1883 an der Ostküste der USA gegründet und beschäftigte Schneiderinnen, die eine tägliche Norm von 1400 Teilen erfüllen mussten. Neben Landkarten waren auch Überfälle auf Postkutschen im Wilden Westen ein sehr beliebtes Motiv.
Später kamen die berühmten Seeschlachten der Geschichte und legendäre Footballspiele dazu. 421 Teile hatte das Puzzle, was eine Szene aus der Oper „Carmen“ zeigte, 200 waren es für den „Frühling in Mexiko“. 353 Teile musste man zusammensetzen, um Kutschen auf den Pariser Champs-Élysées sehen zu können. Die Puzzles von damals waren noch verspielter und verschnörkelter. Aufgrund dessen war es kein Wunder, dass das Hobby Puzzeln Einzug in die amerikanischen Haushalte hielt.
Immer größer, immer ausgefallener
Heute gibt es wohl kein Motiv, was es nicht als Puzzle gibt. Berühmte Filmszenen sind dabei, ebenso wie die verschiedenen Nudelsuppen, die weltweit gegessen werden. Besonders beliebt sind Berge wie der Eiger, das Matterhorn oder der Mount Everest, die im Licht der Abendsonne glühen. Als das Hobby Puzzeln in den 1970er Jahren seinen ersten richtigen Hype erlebte, wurden die Teile immer zahlreicher und die Puzzles entsprechend größer. Acht mal zwei Meter waren damals keine Seltenheit. Wer die Geschichte der Malereien von da Vinci, Van Gogh oder Liebermann zusammensetzen wollte, musste Zeit mitbringen, um 54.000 Teile zusammenzusetzen.
Zeitweise spielte nicht nur die Größe bei den Puzzles eine wichtige Rolle, sie durften auch gerne etwas ausgefallen sein. Wie wäre es mit einem beidseitig bedruckten Puzzle, natürlich mit zwei unterschiedlichen Motiven? Andere verzwickte Puzzles hatten Teile, die sich überhaupt nicht einfügen ließen und aussortiert werden mussten. Viele sind am sogenannten „Shmuzzle“ des Mathematikers Sam Savage aus den USA verzweifelt. Das Puzzle kam 1976 auf den Markt, es hatte nur 168 Teile, aber die Umrisse waren alle identisch und es gab ein immer wiederkehrendes grafisches Motiv.
Video: Puzzle-Tipps von der Expertin
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Fazit zum Hobby Puzzeln
Das Hobby Puzzeln erfreut sich dank Corona wieder einer steigenden Beliebtheit. Alt und Jung sitzen beisammen und setzen Puzzles zusammen, um am Ende ein Gesamtkunstwerk bestaunen zu können. Wer heute das Hobby Puzzeln für sich entdeckt, muss sich längst nicht mehr an die Motive halten, die die Hersteller in ihrem mehr als großen Angebot haben. Man kann auch ein Fotopuzzle von sich und den Freunden oder der Familie im Internet bestellen. Einfach ein Foto mit einem Klick versenden, die gewünschte Zahl der Teile angeben und schon kommt das ganz persönliche Puzzle nach Hause. So kann man Erinnerungen an den letzten Urlaub am Küchentisch zusammensetzen, festkleben und dann an die Wand hängen. Ebenfalls sehr beliebte Motive sind Hochzeitsfotos oder die fröhlichen Fotos der letzten Party. Alle, die ein Hobby suchen, bei dem sie das Haus nicht verlassen müssen, die zudem Geduld haben und sich freuen, wenn sie das ganze Bild sehen, sollten unbedingt anfangen zu puzzeln.
Bild: @ depositphotos.com / andreyshevchuk
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